Gusseisen

Alle Gusseisen-Sorten weisen aufgrund ihres hohen Kohlenstoffgehalts (2,2-3,6%) folgende Grundeigenschaften auf:

• sehr gute Fliesseigenschaften
• gute Zerspanbarkeit 
• hohe Dämpfungseigenschaften
• geringe Elastizität

Je nach Gefüge, sprich der Form der Graphitteilchen in der Grundmasse, ergeben sich jedoch unterschiedliche mechanische Eigenschaften.

Gusseisen mit Lamellengraphit (Grauguss)

Bei Grauguss liegt der Graphit in Form von dünnen unregelmäßig geformten Stäbchen vor. Diese Lamellen wirken bei Zugbelastung als Kerben, daher ist die Zugfestigkeit gering. Gleichzeitig sorgt die Kerbwirkung dafür, dass Bauteile aus diesem Werkstoff unempfindlich gegenüber konstruktiv bedingten, äußeren Kerben sind. Zudem zeichnet sich diese Gusseisensorte durch hohe Druckfestigkeit, hohen Verschleißwiderstand und gute Dämpfungseigenschaften aus. Grauguss mit Lamellengraphit ist zudem gut wärmeleitfähig. Gusseisenteile mit unverletzter Gusshaut sind ebenfalls gut korrosionsbeständig.

Gusseisen mit Kugelgraphit (Sphäroguss)

Beim Sphäroguss liegt der Graphit in kugelartiger Form vor. Durch die Graphitkugeln wird die metallische Grundmasse weniger stark unterbrochen und die innere Kerbwirkung entfällt. Dadurch erhöht sich die Festigkeit und das Gusseisenelement erreicht eine hohe Duktilität. Der Werkstoff erhält ähnliche mechanische Eigenschaften wie unlegierter Stahl, bleibt jedoch gut gießbar.

Temperguss

Bei dieser Gusseisen-Sorte mit niedrigem Siliziumgehalt wird der gesamte Kohlenstoff im Eisen gebunden. Es entsteht ein graphitfreier harter, spröder Temperrohguss. Erst die Wärmebehandlung (das Tempern) bewirkt eine Gefügeumwandlung, wodurch der Temperguss seine endgültigen Eigenschaften erhält. Bei vollständiger Entkohlung spricht man vom weißen Temperguss (Weißguss). Bei unvollständiger Entkohlung erhält man schwarzen Temperguss (Schwarzguss). 

Temperguss ist schmiedbar, zäh, gut umformbar, schweißbar und korrosionsbeständig. Schwarzguss ist dabei besser zerspanbar als Weißguss. 

Gusseisen besteht aus einer Eisenlegierung mit einem hohen Anteil an Kohlenstoff (> 2 %) und Silizium (> 1,5 %) sowie weiteren Legierungsbestandteilen wie Mangan, Chrom oder Nickel. 

Gusseisen weist eine ausgezeichnete Gießbarkeit auf, ist aber schlecht umformbar. Das bedeutet, es lässt sich schlecht biegen oder walzen. Die Formgebung erfolgt daher hauptsächlich durch Gießverfahren wie Formguss, Blockguss und Strangguss.

Strangguss ist ein Gießverfahren zur Herstellung von hochwertigem Halbzeug aus Gusseisen, Stahl oder NE-Metallen. Beim Stranggießen handelt es sich im Gegensatz zum Blockguss um ein semikontinuierliches bis kontinuierliches Verfahren. Dafür wird das Metall durch eine gekühlte, bodenlose und wiederverwendbare Gussform (Kokille) gegossen. Innerhalb der Kokille erstarrt die Strangschale und wird meist mit noch flüssigem Kern in Gießrichtung abgezogen. Die Strangschale wird auf Rollbändern stufenweise vorwärts gezogen und dabei ständig mit Sprühwasser gekühlt, bis der Strang vollständig erstarrt. Anschließend wird er auf die gewünschte Länge abgetrennt. 

Die Technik des Stranggießens ist bei der Verarbeitung von Stahl, Kupferlegierungen oder Aluminium sehr ähnlich. Sie unterscheidet sich hauptsächlich in der Temperatur, die bei Stahl über 1600 °C erreichen kann.
Stranggussprodukte werden in der der Stahl- und Metallindustrie zum jeweiligen Endprodukt weiterverarbeitet, zum Beispiel durch Walzen, Pressen oder Tiefziehen bzw. thermische Behandlungen wie Anlassen oder Auslagern.